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Hodentorsion: Prüfungsfragen für Heilberufe

Die Hodentorsion ist ein dringlicher Notfall. Nur das unverzügliche Erkennen einer Hodentorsion kann den Hoden vor dem Absterben retten. Daher ist die Hodentorsion häufig Gegenstand von Prüfungen

Wenn Sie die Fragen zur Hodentorsion im Prüfungs-Modus beantworten wollen, so können Sie durch Anklicken der unten stehenden Schaltfläche zunächst alle Antworten verbergen:

 

Um das Krankheitsbild der Hodentorsion zu verstehen, ist es wichtig sich noch einmal in Erinnerung zu rufen, welche Gebilde im Samenstrang zum Hoden verlaufen. Welche anatomischen Strukturen findet man im Samenstrang?

Arteria testicularis (Hodenarterie) zur arteriellen Blutversorgung des Hodens
Vena testicularis (Hodenvene) zum Abtransport des venösen Blutes
Ductus deferens (Samenleiter) zum Transport der Spermien in Richtung Prostata
Musculus Creamaster kann den Hoden in Richtung Bauchdecke anheben

 

Was versteht man unter einer Hodentorsion?

Bei einer Hodentorsion verdreht sich der Hoden um den Samenstrang in der Längsachse.

Um sich das Krankheitsbild der Hodentorsion anschaulich vorzustellen, nehmen Sie einmal an der Hoden sei frei schwebend über den Samenstrang – und die im Samenstrang befindlichen Gebilde – mit der Bauchhöhle verbunden.

Würde man den Hoden nun einmal 180° oder gar 360° drehen, so käme es auch zu einer Mit-Drehung der im Samenstrang verlaufenden ernährenden Blutgefäße.
Wir merken uns: die Hodentorsion ist eine Drehung des Hodens, bei der es auch zu einer (schraubenden) Drehung des Samenstrangs kommt.

 

Welches akute Problem entsteht unmittelbar bei der Drehung des Hodens?

Unmittelbar nach der Drehung des Hodens wird die Blutversorgung des Hodens gestört.
Dies lässt sich leicht erklären, wenn man sich vergegenwärtigt, dass im Zusammenhang mit der Drehung des Hodens, auch die im Samenstrang verlaufenden Blutgefäße eine schraubende Drehung machen.

 

 

 

Kommt es bei der Hodentorsion primär immer auch zu einer Verminderung der arteriellen Blutversorgung im Hoden?

Nein! Das Ausmaß der arteriellen Durchblutungsminderung hängt vom Ausmaß der Drehung des Hodens ab. Ich hatte bereits oben in dem anschaulichen Beispiel des frei aufgehängten Hodens darauf hingewiesen, dass die Drehung des Hodens ein unterschiedliches Ausmaß annehmen kann.
Ist die Drehung des Hodens nicht ganz vollständig, so führt der Arteria testicularis (Hodenarterie) herrschende Blutdruck noch dazu, dass der Hoden arteriell versorgt wird, aber der Rückstrom des venösen Bluts aus dem Hoden ist nicht mehr möglich ist.

 

Erläutern Sie, was innerhalb von Stunden im Hoden geschieht, wenn der venöse Rückstrom des Blutes aus dem Hoden nicht mehr möglich ist.

Bei einer nicht ganz kompletten Hodendrehung fließt das arterielle Blut zunächst noch in den Hoden hinein; aber das venöse Blut kann nicht zurückfließen.
Hierdurch kommt es zu einer massiven Anreicherung des Blutes im Hoden und sehr rasch zum Absterben des Hodengewebes. (Hodennekrose).

 

Wie wird diese besondere Form der Nekrose bei Blockade des venösen Rückstroms, aber noch intaktem arteriellen Einstrom in der Medizin genannt?

Dieser Typ der Zellnekrose wird hämorrhagische Nekrose genannt. Im Zusammenhang mit einer Hodentorsion spricht man von einer hämorrhagischen Hodennekrose.

 

In welchem Lebensalter entsteht eine Hodentorsion gehäuft?

Eine Hodentorsion kommt bei Kleinkindern und Säuglingen vor sowie häufig auch zwischen dem 12. und 18. Lebensjahr. Im Erwachsenenalter ist eine Hodentorsion möglich, wird jedoch mit steigendem Lebensalter immer seltener.

 

Welche Symptome treten bei einer Hodentorsion auf?  

Das Leitsymptom einer Hodentorsion beim Kind und beim jungen Erwachsenen ist der plötzlich auftretende Schmerz im Hodensack.
Bei Palpation des Hodens nimmt der Schmerz deutlich zu. Der gedrehte Hoden steht dabei im Skrotum höher als normal.
Mit einer Hodentorsion sind auch häufig Übelkeit und Erbrechen verbunden.

 

 

 

Bei vielen Patienten tritt die Hodentorsion ohne jede Vorwarnung auf. Bei rund einem Drittel aller Patienten mit Hodentorsion, findet man jedoch in der Anamnese einen Hinweis, dass es sich um eine Hodentorsion handeln könnte.

 

Nach welchen  früheren Symptomen sollte man bei Verdacht auf eine Hodentorsion fragen?

Ca. 1/3 der Patienten mit einer manifesten Hodentorsion, haben bereits inkomplette Hodentorsionen durchgemacht, bei der es zu kurzzeitigen Hodenschmerzen und Bauchschmerzen kam. Dabei drehte sich der Hoden spontan in die natürliche Position zurück und die Beschwerden bildeten sich danach zurück.
Bei Verdacht auf eine Hodentorsion sollte man daher den Patienten gezielt fragen, ob er bereits früher einmal für kurze Zeiten Hodenschmerzen hatte.

 

Welche Ursache führt zu einer Hodentorsion?

Eine Hodentorsion wird sehr häufig begünstigt, wenn die Hüllen des Hodens im Verlaufe der Hodenentwicklung unzureichend verkleben. Hierdurch ist der Hoden abnorm beweglich und geringe Auslöser können dann zu einer Hodentorsion führen.
Dies können auch Bewegungen im Schlaf sein. (Etwa 50 % der Hodentorsion und im Kindesalter ereignen sich im Schlaf!).

 

Bei Verdacht auf eine Hodentorsion sollte man unter anderem den Cremasterreflex testen. Wie testen Sie den Cremasterreflex und wie ist der Cremasterreflex bei der Hodentorsion verändert?

Der Cremasterreflex testet man in dem man – beispielsweise mit einer Nadel – über die Innenseite des Oberschenkels in der Nähe der Leiste fährt. Bei einem normalen Cremasterreflex zieht der Muskulus cremaster im Samenstrang den Hoden hoch.
Bei einer Hodentorsion fehlt der Cremasterreflex, da auch der Muskulus cremaster – wie alle Gebilde im Samenstrang – um ihre Längsachse gedreht sind.

 

Bei einer Hodentorsion prüft man unter anderem auch das Zeichen nach Ger was versteht man unter dem Ger-Zeichen?  

Bei der Hodentorsion ist der gedrehte Hoden nach kranial (oben) in Richtung Bauchwand gezogen. Dieses Hochstehen des Hodens entsteht durch die Drehung des Muskulus cremaster im Samenstrang. Mit dem Hochziehen des Hodens wird die Haut des Hodens einwärts des Hodensacks gezogen.
Kann man die Einwärtsziehung der Haut des Hodensacks sehen, spricht man vom positiven Ger-Zeichen.

 

Bei einer Hodentorsion kommt es zu einem akut einsetzenden Hodenschmerz. Für welche zwei anderen Erkrankungen ist ein akut einsetzender Hodenschmerz mit Schwellung ebenfalls typisch?

Für die Hodenentzündung (Orchitis) und die Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis).

 

Welches Zeichen erlaubt – wenn auch etwas unsicher – eine Unterscheidung zwischen einer Entzündung des Hodens (besonders Nebenhodenentzündung) und einer Hodentorsion?

Das Prehn-Zeichen.

 

Was versteht man unter dem Prehn-Zeichen?

Beim Prehn-Zeichen wird der erkrankte Hoden angehoben. Bei einer entzündlichen Hodenerkrankung lindert dies den Schmerz.
Bei einer Hodentorsion wird der Schmerz beim Anheben des Hodens nicht gelindert und unter Umständen sogar verstärkt.

 

Bereits in obiger Frage klang es an, dass das Prehn-Zeichen nicht zuverlässig ist. Wie wird eine Hodentorsion in einer urologischen Praxis oder in der Klinik mit größerer Zuverlässigkeit diagnostiziert? 

Recht zuverlässig (mit ca. 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit) kann eine Hodentorsion mittels Doppler Ultraschall diagnostiziert werden. Hierbei kann die gestörte Durchblutung des Hodens festgestellt werden und auch die abnorme Lage des Nebenhodens.

 

Wie verhalten Sie sich, wenn sie anlässlich eines Hausbesuches den Verdacht auf eine Hodentorsion haben?

Eine Hodentorsion ist ein dringlicher Notfall. Nur wenn innerhalb der ersten 4-6 Stunden die Blutversorgung des Hodens wieder normalisiert wird, kann eine Hodennekrose (Absterben der Hodenzellen) verhindert werden.
Bei Verdacht auf eine Hodentorsion bei einem Hausbesuch alarmieren Sie unverzüglich den Notarzt und teilen die Verdachtsdiagnose mit. Informieren Sie darüber hinaus, die nächstgelegene urologische Krankenhausabteilung über den Notfall einer Hodentorsion.

 

Wie wird eine Hodentorsion in der Klinik behandelt?

In der ganz überwiegenden Zahl der Fälle ist eine operative Behandlung der Hodentorsion notwendig. In seltenen Einzelfällen kann versucht werden, den Betroffenen Hoden wieder in die anatomisch korrekte Position zurück zu drehen.
Der Vorteil der operativen Versorgung besteht darin, dass unter direkter Sicht eine exakte Positionierung des Hodens durch Zurückdrehung in der korrekten anatomischen Position möglich ist.
Noch unter der Operation kann dabei die Normalisierung der Durchblutung des Hodens gesehen werden. Zur Vorbeugung einer erneuten Hodentorsion, wird der Hoden dann auch zusätzlich am inneren Skrotum fixiert. Dieser Teil der Operation wird in der Medizin als Orchidopexie bezeichnet.  
Sie haben oben gelernt, dass eine Hodentorsion häufig aufgrund anatomischer Besonderheiten zu Stande kommt. Zum Beispiel infolge eines Ausbleibens des Verklebens der Hodenhüllen. Bei den meisten Menschen findet sich diese anatomische Besonderheit auf beiden Seiten. Um das Risiko einer Hodentorsion auf der bisher nicht betroffenen Seite erheblich zu senken, sollte auch dort eine Orchidopexie erfolgen.

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